Gründung und 1. Weltkrieg
Die Musikkapelle Partschins entstand um 1818 dank des Mäzenatentums von Franz Ferdinand von Goldegg. Er stattete die Kapelle mit Instrumenten und Noten aus und förderte sie finanziell. Bald schon erreichte die Kapelle ein hohes Niveau und begleitete wichtige Ereignisse, wie den Besuch der Erzherzogin Maria Luise von Österreich.
Die Kapelle inspirierte auch Nachbargemeinden zur Gründung eigener Musikkapellen, wie Algund und Schenna. Sie galt als Vorbild für ihre Fortschrittlichkeit.
Nach dem Tod von Goldegg im Jahr 1874 erlebte die Kapelle einen Niedergang, erholte sich aber dank Pius Prantl um 1904 wieder.


Die Musikkapelle Partschins um 1900
1906 übernahm Thomas Ebner die Leitung der Musikkapelle. Unter ihm entstand die "Feuerwehrmusik", bei der Musiker gleichzeitig Feuerwehrleute waren.
1910 wurde Benedikt Burger (Senior) Kapellmeister. Unter seiner Leitung erlebte die Kapelle durch die neue Orgel einen Aufschwung. Der Erste Weltkrieg unterbrach die musikalische Tätigkeit.
Nach dem Krieg übernahm Karl Strimmer die Leitung, gefolgt von Benedikt Burger. 1926 wurde Johann Gamper als Kapellmeister angestellt. Unter seiner strengen Führung verbesserte sich das musikalische Niveau der Kapelle erheblich.
Im Jahr 1933 wurde Anton Schönweger zum Kapellmeister von Partschins gewählt. Seine große Leidenschaft für die Musik entfachte bereits nach dem Ersten Weltkrieg. Um seine Fähigkeiten zu verbessern, besuchte er zusätzlich Proben bei der Algunder Kapelle unter Anton Schrötter.
22 Jahre lang pendelte Schönweger zu Fuß nach Algund, um die Kunst des Dirigierens zu erlernen. Unter seiner 32-jährigen Leitung entwickelte sich die Partschiner Musikkapelle zu einer der besten im Burggrafenamt.


Seine größte Leidenschaft galt dem Schreiben von Noten. Seine handgeschriebenen Partituren waren so sorgfältig und übersichtlich, dass sie für uns Musiker zum Lehrstück wurden. Mit 68 Jahren gab er 1965 das Amt des Kapellmeisters an Benedikt Burger (Junior) ab.




Faschismus und 2. Weltkrieg
Mit dem Aufstieg des Faschismus in Italien geriet auch die Musikkapelle Partschins unter Druck. Die faschistischen Behörden sahen in der Kapelle und ihren Traditionen, wie der Tracht, eine Bedrohung für ihre Ideologie.
Die Musikkapelle musste ihre Auftritte stark einschränken und durfte nur noch bei wenigen offiziellen Anlässen spielen. Das Tragen der traditionellen Tracht wurde verboten, und die Musiker mussten sich eine neue, einheitliche Uniform anschaffen. Selbst diese wurde später zensiert, als das Tragen von Adlerfedern untersagt wurde.
Die politische Lage verschärfte sich zunehmend, und viele Mitglieder traten aus der Kapelle aus. Um die Instrumente vor Beschlagnahme zu schützen, wurden sie an die Kirche verkauft. Die Kapelle wurde schließlich 1935 aufgelöst.


Im April 1937 wurde die Musikkapelle Partschins nach einer Zwangspause wiederbelebt. Bereits im Juni begleitete sie die erste Veranstaltung.
1938 kam es zu einer Auseinandersetzung mit den faschistischen Behörden. Die Kapelle sollte an einer offiziellen Begrüßung teilnehmen, weigerte sich jedoch aufgrund von Überfüllung mit dem Zug zu fahren. Als Konsequenz drohte die Auflösung. Die Musiker ließen sich jedoch nicht unterkriegen und fuhren auf eigene Kosten zur Veranstaltung. Nach einer kurzen, hitzigen Diskussion wurde die Auflösung rückgängig gemacht.

Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg
Nach dem Krieg gelang es der Musikkapelle Partschins schnell, wieder an alte Erfolge anzuknüpfen. Unter Kapellmeister Toni Schönweger wuchs sie auf 40 Mitglieder an. Die Musiker unternahmen zahlreiche Ausflüge, darunter 1951 die erste Busreise nach Aldrans. Besonders bemerkenswert war der Fortschritt im Vergleich zu früheren Fahrten mit Pferdekutschen.
Ein weiterer Meilenstein war der Kauf einer neuen Tieftonanlage 1954, die von der Gemeinde großzügig unterstützt wurde. Die erste Aufführung mit den neuen Instrumenten fand 1956 statt.
150 Jahre Musikkapelle Partschins
Die Musikkapelle Partschins feierte 1968 ihr 150-jähriges Bestehen mit einem großen Fest. Es begann mit einem Fackelumzug durch das Dorf und einem Konzert auf der Stachelburg. Der Höhepunkt war der Sonntag, der mit einem Weckruf und einem Feldgottesdienst begann. Bei diesem Gottesdienst wurde die erste Vereinsfahne der Kapelle geweiht, eine großzügige Initiative von Obmann Luis Götsch und seiner Frau. Nach dem Gottesdienst folgten Festreden und Grußworte von Vertretern des Musikverbandes und der Gemeinde.
Das 150-jährige Jubiläum der Musikkapelle Partschins wurde mit einem großen Fest gefeiert. Kapellmeister Benedikt Burger (junior) gab einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Kapelle. Die Feierlichkeiten wurden durch die Uraufführung der "Jubelouvertüre" von Franz Schöpf bereichert. Ein Festumzug mit mehreren Musikkapellen und Festwagen rundete das Programm ab. Die perfekte Organisation und der reibungslose Ablauf beeindruckten auch den Verbandsobmann.






1993 übernahm Albert Zerzer das Amt des Obmanns und setzte sich unermüdlich für ein neues Probelokal ein. Sein Vorgänger Hans Österreicher hatte bereits wichtige Vorarbeiten geleistet. Für sein Engagement wurde Zerzer 2012 ausgezeichnet. Seit 1996 leitet der Partschinser Musiker Michael Pircher die Kapelle. Unter seiner Führung erreichte die Kapelle ein hervorragendes Niveau. Bis 1997 probte die Musikkapelle in einem zu kleinen Vereinshaus. Daher übersiedelte sie in das neue “Teisenhaus”, wo ein modernes Probelokal eingerichtet wurde. Die Finanzierung dieses Projekts war nur dank der großzügigen Unterstützung von Land, Gemeinden, Tourismusvereinen, Banken und privaten Spendern möglich. Ohne diese Hilfe wäre ein solches Vorhaben nicht realisierbar gewesen.

Seit Ende der 1990er Jahre hat die Musikkapelle Partschins zahlreiche Erfolge gefeiert. Sie nahm an Wertungsspielen teil, umrahmte Veranstaltungen wie die VSM-Vollversammlung und organisierte ein beliebtes Wunschkonzert. 2009 wurde die Kapelle fester Bestandteil des neuen Partschinser Gasslfestes. 2012 gab es einen Wechsel in der Vereinsführung und 2013 wurden die Aufnahmen der Kapelle erstmals online verfügbar gemacht. Ein besonderer Höhepunkt war die Gründung der "Zieltol Böhmische" im Jahr 2017.

200 Jahre Musikkapelle Partschins
Anlässlich ihres 200. Jubiläums im Jahr 2018 erhielt die Musikkapelle Partschins eine neue Tracht. Neben einem neuen Vereinsfoto und einem historischen Kalender wurden zahlreiche Veranstaltungen organisiert. Das Jahr 2018 war für die Musikkapelle Partschins reich an musikalischen Ereignissen. Neben der Veröffentlichung einer neuen CD mit dem uraufgeführten Jubiläumsmarsch fand ein besonderes Osterkonzert im Schlossgarten statt. Das große Jubiläumsfest im Mai zog zahlreiche Besucher an und der neu ins Leben gerufene "Tag der Musik" rundete das Jahr ab.
Das Jubiläumsfest bot ein vielfältiges Programm mit Live-Musik, einem Festgottesdienst und einer großen Party. Es gab Auftritte von bekannten Musikgruppen wie den "orig. Südtiroler Spitzbuam" und den Musikkapellen aus Algund und Naturns. Zusätzlich wurden eine Fotoausstellung und ein Weihnachtskonzert organisiert. Dies wurde gemeinsam mit der Volksschule Partschins das Weihnachtsmusical “Freude” aufgeführt. Im Jahr 2019 wurde der ehemalige Obmann Albert Zerzer für seine vorbildhaften Leistungen zum Ehrenobmann des Vereines ernannt.
Die Corona-Pandemie traf die Musikkapelle Partschins hart. Das geplante Frühjahrskonzert 2020 musste kurzfristig abgesagt werden. Nach einer längeren Pause konnten die Musiker im Sommer wieder proben, jedoch nur unter freiem Himmel. Im Herbst verschärfte sich die Lage erneut, sodass zahlreiche Veranstaltungen, darunter der Partschinser Advent und das Neujahrsanspielen, abgesagt werden mussten.
Im Jahr 2021 wurde Michael Pircher für seine Tätigkeit für 25 Jahren als Kapellmeister von der Kapelle geehrt. 2023 legte Andreas Österreicher sein Amt als Obmann nieder. Seitdem wird der Verein erstmals von einem Doppelgespann - Ferdinand Abler und Evamaria Österreicher geführt. Die Kapelle war 2023 im Europapark zu hören und führte im Jahr 2024 ein Wunschkonzert auf. Im selben Jahr wurde auch Kapellmeister Michael Pircher für seine 30-jährige Tätigkeit geehrt.

Die Musikkapelle hat auch heute noch einen sehr hohen Stellenwert im kulturellen Dorfleben von Partschins. Kirchliche Feiern wie Prozessionen, Erstkommunionen usw. sind ohne die Musikkapelle undenkbar. Auch die zahlreichen Konzerte für Einheimische und Urlaubsgäste, die im Laufe eines Jahres stattfinden, wären nicht mehr wegzudenken.
Die Musikkapelle Partschins absolviert im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit jährlich rund dreißig Auftritte im Ort und außerhalb. Die Platzkonzerte finden abwechselnd im neuen Widum-Garten von Partschins und auf dem Kirchplatz in Rabland statt. Gelegentlich werden auch Konzerte in anderen Gemeinden veranstaltet. Derzeit besteht die Musikkapelle aus knapp 60 Mitgliedern, wovon etwa ein Fünftel Musikantinnen sind.
Neben der Unterhaltung und der Traditionspflege steht vor allem das Vereinsleben im Mittelpunkt. Als Ausgleich zu den vielen Proben und Auftritten organisiert der Verein alljährlich Vereinsausflüge, bei denen vor allem der gesellschaftliche und kameradschaftliche Teil im Vordergrund steht. Seien es Ausflüge ins Ausland, Faschingsfeiern oder auch die alljährlichen "Neujahrsgratulieren". Hinzu kommt auch, dass die Musikkapelle sich immer wieder für gesellige Veranstaltungen im Dorf einsetzt. So ist sie ein fester Bestandteil des Gasslfest Partschins und organisiert neben dem sogenannten “Tag der Musik” am 1. Mai auch den Partschinser Advent. Zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr werden an allen Wochenenden im Advent auf dem Dorfplatz von Partschins heiße Getränke ausgeschenkt und kleine Veranstaltungen für die Dorfbevölkerung, wie beispielsweise das Adventsingen, der Adventmarkt usw. organisiert.